Verabschiedung von Regierungsrat Dr. Claudius Graf-Schelling durch
Grossratspräsidentin Sonja Wiesmann Schätzle am 27.05.2015
Ich komme zur Verabschiedung von Regierungsrat Dr. Claudius Graf-Schelling: Am 22.Oktober 2014 verlas ich Ihnen das Rücktrittsschreiben von Regierungsrat Dr. Claudius Graf-Schelling. Er schrieb, „dannzumal, also am 31.05.2015, werde ich der Thurgauer Regierung 15Jahre angehören.“
Nun heute ist es 4 Tage vor dannzumal und ich habe die grosse Ehre, die Verdienste und das Engagement von Regierungsrat Claudius Graf-Schelling für den Kanton und seine Bevölkerung zu würdigen.
Ich erlaube mir, hier nicht nur auf das Wirken von Claudius Graf Schelling als Regierungsrat einzugehen, sind doch die Erfolge in der Politik und das Tun als Politiker immer die Resultate langjähriger Arbeit und nicht zuletzt auch auf die Erfahrungen, die wir mitbringen, zurückzuführen. Der Lebenslauf von Claudius Graf-Schelling liest sich sehr schlüssig, wenn wir davon sprechen, dass sich manche Gegebenheiten, Entwicklungen und Ereignisse wie rote Fäden in unserem Leben und Wirken durchziehen und aneinander reihen, so trifft dies auf Claudius Graf-Schelling im besonderen Masse zu.
Der Politische Faden von Claudius Graf Schelling ist rot und bereits im Alter von 29 Jahren wird er in die Gemeindeexekutive der damaligen Ortsverwaltung Arbon gewählt und gehört dieser von 1979 bis 1987 an. 1984 wird er in den Grossen Rat des Kantons Thurgau berufen und führt seine Fraktion in der Zeit von 1994 bis 2000 erfolgreich als Fraktionspräsident an. Am 12. März 2000 wurde er von der Thurgauer Bevölkerung zum Regierungsrat gewählt.
Ein weiterer Faden, der sich durch seinen Lebenslauf zieht, ist die Rechtswissenschaft. So fanden am 12. März 2000 nicht nur Regierungsratswahlen statt. An jenem Tag beschlossen die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger ausserdem, die Zuständigkeit für den Erlass des Zivil- und Strafprozessrechts dem Bund anzuvertrauen. Es war deshalb absehbar, als der neue Regierungsrat am 1. Juni jenes Jahres das Departement für Justiz und Sicherheit übernahm, dass grosse und interessante gesetzgeberische Aufgaben bevorstehen würden.
Sein Departement, dem er bis zum heutigen Tag vorsteht, hielt er in der ganzen Amtszeit die Treue. Im Laufe dieser 15 Jahre wurden unzählige Projekte erarbeitet, realisiert und umgesetzt. Ich werde hier in dieser kurzen Zeit kaum allem gerecht werden und erwähne hier nur einen Teil des Wirkens, die Wahl der Projekte ist immer subjektiv und niemals wertend und ich bitte um Verständnis, dass ich nicht alle Aufgaben und Projekte erwähnen kann, diese waren und sind jedoch nicht minder wichtig.
In den letzten 15 Jahren wurde die Welt virtueller, transparenter und Kantonsgrenzen dementsprechend durchlässiger. Das informatisierte Grundbuch Terris wurde eingeführt, das elektronische Kundendossier im Migrationsamt in Betrieb genommen, in Kalchrain wird die Software Juris verwendet, im Amt für Handelsregister und Zivilstandwesen wird das Personenregister mit Infostar informatisiert oder cari ist nicht etwa ein Frauenname, sondern das EDV System des Strassenverkehrsamt und als erstes Polizeikorps in der Schweiz setzt der Thurgau den stationären automatischen Kontrollschildscanner ein. Diese Informatisierungen haben dazu beigetragen, die Register kundenfreundlicher zu gestalten und Daten können effizienter bearbeitet werden. Der Thurgau und insbesondere das Departement für Justiz und Sicherheit war immer up to date, voll dabei und manchmal auch vorneweg.
Mit dem Trend zur Informatik im Berufsleben, aber auch im normalen Alltag wurde der Thurgau ein wenig kleiner und Dienstleitungen konnten vermehrt am Computer und mussten nicht mehr am Schalter in Anspruch genommen werden. So fand eine erste Reduktion der Grundbuchämter von deren 31 auf 20 bereits im Jahr 2001 statt und im aktuellen Jahr wurden die gesetzlichen Grundlagen geschaffen die 20 Grundbuch- und Notariatskreise auf 5 zu reduzieren, ebenso wie die Betreibungskreise zuerst ebenfalls von 31 auf 20, resp. 18 und nun auf 5 reduziert werden. Wie auch die Zivilstandämter von 8 auf deren 5 reduziert wurden.
Mit diesen tiefgreifenden Reorganisationen und der neuen Bezirkseinteilung von 8 auf 5 Bezirke, der die Thurgauer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger am 29.November 2009 zustimmten, hat Regierungsrat Graf-Schelling nachhaltig und federführend dazu beigetragen, dass der Kanton Thurgau zukunftsfähig bleibt. Dass die Ablösung dieser Ordnung, die seit 1800 unverändert Bestand hat, nicht nur Zustimmung fand, liess sich erahnen. Eine Herausragende Eigenschaft von Claudi ist der Einbezug aller Beteiligten und seine Bereitschaft sich auf Diskussionen und Meinungen anderer einzulassen und diese in den Projekten auch zu berücksichtigen, umso auch den Anliegen von Minderheiten Rechnung zu tragen. So wie er das Wohl der Gemeinschaft und nie eines einzelnen im Auge hat, so steht bei ihm immer das miteinander im Vordergrund und dies hat sich in der hohen Wertschätzung, die ihm seine Mitarbeitenden und seine regierungsrätlichen Kolleginnen und Kollegen entgegenbringen, ausgedrückt.
Wie wichtig ihm das Wohl der Gemeinschaft ist, konnte man aus den Berichten zur Sicherheit auf den Strassen heraushören und mit der Schaffung der Fachstelle Häusliche Gewalt bei der Kantonspolizei wurde Pionierarbeit geleistet.
Aber Claudi hat nicht nur nach vorn geschaut, er wagte auch den Blick zurück. Unter seiner Führung haben Menschen, die keine Stimme haben oder deren Stimme nur wenig Gewicht hatte, eine Stimme erhalten. Am 13.11.2011 hat sich der Regierungsrat bei allen betroffenen Verdingkindern entschuldigt.
Claudi, der Arboner. Für Claudi gilt einmal Arbon immer Arbon und wer Claudi kennt, weiss wie sehr er die Bodenseeregion schätzt und liebt. Eine Region, die sich nicht an Kantons- und Landesgrenzen hält und so staunt es nicht, dass er diese Netzwerke über die Grenzen hinaus gepflegt und intensiviert hat.
Insgesamt durfte Claudius Graf Schelling den Regierungsrat 3 Mal präsidieren und den Thurgau gegen innen und aussen repräsentieren. Eine Aufgabe, die er aufs Beste wahrgenommen hat.
Und dann gibt es neben dem Regierungsrat Dr. Claudius Graf- Schelling auch noch den Privatmenschen Claudi. Auch im Privatleben zieht sich der Faden durch. Seit über 40 Jahren begleitet seine Frau Leoni Graf-Schelling Claudi auf seinem Weg. An dieser Stelle möchte ich auch Leoni und der Familie dafür danken, dass sie oft auf ihr Familienmitglied haben verzichten müssen.
Wenn wir diesen Fäden, die sich durch sein Leben ziehen, betrachten. Wird einem klar, dass dahinter ein Mensch steht, der sich durch Einsatz, Zuverlässigkeit und Durchhaltewille auszeichnet, Hartnäckig Ziele verfolgt und Projekte zuverlässig zu Ende bringt.
Im Namen aller Ratskolleginnen und Ratskollegen und der Thurgauer Bevölkerung danke ich Dir, geschätzter Claudi, für Deinen unermüdlichen und grossen Einsatz zum Wohle unseres Kantons und der Thurgauer Bevölkerung. Lieber Claudi du hast das Bild des Thurgaus verändert und dies im wahrsten Sinne des Wortes, jetzt komme ich zum Claudi, dem Seebueb. Dank Dir wurde das Bild des Thurgaus mit dem See bereichert und als Erinnerung daran habe ich Dir hier ein Geschenk.
Dieses T-Shirt, ein Unikat der Thurgau mit 5 Bezirken und dem See, soll dich an deine Erfolge und natürlich an uns erinnern. Wir wünschen Dir Gesundheit, Zeit für Deine Familie, die Musse und viel Freude an der neu gewonnen Zeit.