Ja, liebe Leserinnen und Leser, das mit dem Flüstern wird diesmal wohl nichts: denn die Sitzung eröffnete mit einem richtigen Paukenschlag: der Grossratspräsident verlass die Rücktrittsschreiben von Monika Knill und Cornelia Komposch! Im sonst so geschwätzigen Rat wurde es auf einmal ganz ruhig, man sah und spürte, dass es alles andere als Routine war, dass Emotionen im Spiele waren und dass auch altgediente Polithasen Gefühle haben – und zeigen. Wir werden Cornelia zu einem späteren Zeitpunkt gebührend verabschieden.
Überraschend hatte die Sitzung begonnen – routiniert und mit entschieden weniger Emotionen ging sie zunächst weiter (Geschäftsberichte aus der Justiz). Danach aber wurde es wieder heftig, und vor allem: Wir konnten mal wieder spüren, wie es sich anfühlt, auf der Gewinnerseite zu stehen!
Zunächst stand die Forderung nach einem Bericht zur Freiwilligenarbeit, deren Sichtbarmachung und Förderung an. Alle Seiten beklagten den Rückgang beim Engagement für die Gemeinschaft, unisono klang das hohe Lied der Bedeutung der Freiwilligenarbeit für eine Gesellschaft – nur die daraus ergebenden Konsequenzen wollte weder der Regierungsrat noch diverse Rednerinnen und Redner unserer politischen Konkurrenz nicht ziehen. Doch am Ende konnten wir uns – trotz heftiger Gegenwehr des zuständigen Regierungsrates und seiner teilweise haarsträubenden Vergleiche – an der Überweisung des Antrages freuen! Nun warten wir gespannt auf den Bericht.
Etwas weniger überraschend, aber dennoch zu unserer grossen Freude, überwies der Rat auch eine Motion, die eine Verbesserung für die Jugendlichen in Pflegeverhältnissen bringt. Der Regierungsrat hatte der teil erheblichen Erklärung zugestimmt, dennoch kamen aus den üblichen politischen Küchen ablehnende Kommentare und Anträge. Am Ende zeigte sich jedoch, dass es mit einer geschickten Zusammenarbeit möglich ist, uns wichtigen Anliegen (manchmal!) zum Erfolg zu verhelfen.
Die Sitzung endete in gewisser Weise, wie sie begonnen hatte: Ein durchdringendes Alarmsignal ertönte, gerade als der Präsident ansetzte, die Sitzung zu beenden: Das Signal hörte nicht auf, die meisten Mitglieder schauten von verunsichert bis bemüht locker -aber niemand wusste genau, was geschah bzw. nun zu geschehen hatte. Einzig der GR Präsident Andreas Zuber hatte die Ruhe weg: wie vorgesehen las er völlig unbeeindruckt vom Lärm der Sirene die Titel aller neu eingereichten Vorstösse vor, verabschiedete den Kollegen Bartel und schloss die Sitzung. Dabei schob er noch nach: «ach ja, im Übrigen haben wir noch einen Feueralarm».
Glücklich, ein Kanton, dessen oberster Repräsentant von solch stoischer Ruhe geprägt ist. Kompliment!
Martin Nafzger, Romanshorn 17. August