BVG-Reform bringt Kürzungen: Was die geplanten Änderungen wirklich für die Renten bedeuten

Gabriela Medici vom SGB und Geschäftsleitungsmitglied Alex Granato

Gabriela Medici erklärt den anwesenden SP-Mitgliedern im eiszueis-Eventraum in Weinfelden, warum wir am 22. September Nein zur BVG-Reform stimmen müssen. Rechts im Bild: Geschäftsleitungs-Mitglied Alex Granato. (Bild: Renate Bruggmann)

Mehr bezahlen – weniger Rente

Medienmitteilung zur Informationsveranstaltung mit Gabriela Medici (SGB)

Seit mehr als zehn Jahren sinken die Renten in der zweiten Säule. Heute bekommen Rentner durchschnittlich 300 Franken weniger pro Monat als vor 15 Jahren – das sind 3600 Franken weniger pro Jahr! Gleichzeitig wurden die Lohnbeiträge um 14 Prozent erhöht. Doch wo bleibt das Geld? Rentenexpertin Gabriela Medici vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) erklärte am letzten Freitag in Weinfelden, warum die Pensionskassen trotz vollen Kassen immer weniger auszahlen.

«Die finanzielle Lage der Pensionskassen ist hervorragend», betont Gabriela Medici. «Trotz der schwierigen Anlagejahre haben die Kassen Reserven und Sicherheitspuffer in Höhe von über 110 Milliarden Franken. Sogar die steigende Lebenserwartung ist bereits finanziell abgesichert. Dennoch sinken die Renten kontinuierlich.»

Laut Gabriela Medici erhalten Rentnerinnen und Rentner heute im Durchschnitt 300 Franken weniger pro Monat als noch vor 15 Jahren. «Das summiert sich zu einem Verlust von 3600 Franken pro Jahr, obwohl die Lohnbeiträge in derselben Zeit um 14 Prozent erhöht wurden.» Sie führt weiter aus: «Mit der geplanten BVG-Revision des Parlaments wird die Lage noch dramatischer. Die Renten werden um bis zu 3200 Franken jährlich weiter gekürzt – besonders betroffen sind ältere Arbeitnehmende und die Mittelschicht.»

Senkung des Umwandlungssatzes und steigende Beiträge – eine gefährliche Kombination

«Die Reduktion des Umwandlungssatzes von 6,8 auf 6 Prozent wird gravierende Folgen für die Renten haben», warnt die stellvertretende SGB-Sekretariatsleiterin. Dies betreffe nicht nur die ältere Generation, sondern auch die jüngeren Versicherten. «Durch die Senkung drohen auch den Jungen Renteneinbussen. Und gleichzeitig steigen die obligatorischen Lohnabzüge.»

«Die Beschäftigten müssen jährlich über zwei Milliarden Franken mehr in die Pensionskassen einzahlen», rechnet Gabriela Medici vor. «Für den Einzelnen bedeutet das Mehrkosten von bis zu 2400 Franken pro Jahr – besonders hart trifft es Menschen mit niedrigen Einkommen. Diese zahlen mehr ein, obwohl sie letztlich weniger Rente erhalten.»

Kompensation nur für wenige – viele gehen leer aus

«Für Personen, die innerhalb der ersten 15 Jahre nach der BVG-Revision in Rente gehen, sollen die Kürzungen teilweise kompensiert werden. Doch das gilt nur für Renten bis knapp 1000 Franken», erläutert Gabriela Medici. «Über die Hälfte der Betroffenen wird keine Kompensation erhalten, und wer weniger als 15 Jahre in einer Pensionskasse versichert ist, erhält gar nichts – das betrifft vor allem Frauen.» Diese Kompensationszahlungen, so warnt sie, würden zudem von den Versicherten selbst finanziert, während hohe Einkommen ab 150'000 Franken nicht mit einbezogen werden.

 

«Bürokratie und Unsicherheit steigen massiv»

Schwierigkeiten sieht die SGB-Rentenexpertin auch in der Umsetzung der Reform: «Die Pensionskassen warnen, dass der bürokratische Aufwand für die Umsetzung der BVG-Revision massiv zunehmen wird. Das wird nicht nur Milliarden kosten, sondern führt auch zu enormer Unsicherheit, da viele Regelungen unklar sind.» Die BVG-Reform sei also inhaltlich und fachlich ein Pfusch und Versicherte würden massiv höhere Beiträge bezahlen und tiefere Renten erhalten.

Fazit: «Die BVG-Reform löst keine Probleme, sie schafft nur neue.»

Abschliessend kritisiert Gabriela Medici die BVG-Reform stark: «Keines der anstehenden Probleme wird gelöst, sondern schafft nur neue. Das Versprechen der bürgerlichen Parteien an die Frauen wurde gebrochen. So steigt das Frauenrentenalter, nicht aber die Renten. Bei den BVG-Renten gibt es immer noch keinen Teuerungsausgleich während ein Viertel der Kaufkraft in den letzten Jahren verloren ging».

Dies setzt sich ungebremst fort. Die Durchführungskosten pro Person betragen von über 1'400 Franken pro Jahr und die gestiegenen Gewinnabflüsse an die gewinnorientierten Versicherungskonzerne sind für die SGB-Rentenexpertin ein grosses Ärgernis: «In den letzten Jahren sind diese auf neun Milliarden Franken angewachsen. Und somit fehlt den Versicherten Kapital und schmälert die Renten zusätzlich.»

Gabriela Medicis abschliessendes Urteil ist eindeutig: «Die Finanzindustrie. Eine Ablehnung dieser BVG-Reform verhindert gravierende Verschlechterungen und ermöglicht Verbesserungen der echten Problemstellungen.»

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Alex Granato

Alex Granato

GL-Mitglied, Gewerkschaften

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