Das Grossratsgeflüster vom 22. Mai 2024 wurde von Kantonsrätin Edith Wohlfender aus Kreuzlingen verfasst.
Der Thurgau als Leuchtturm
Den Kanton Thurgau anlog Appenzell oder Graubünden gegen aussen besser zu präsentieren und mit Geldern den Standort, die Strahlkraft und damit die Wirtschaft zu fördern, so appellierte der Alterspräsident (Stephan Tobler) und eröffnete die Wahlsitzung am 22. Mai 2024. Er wünscht uns den Mut aufzubringen, selbstbewusster die Thurgauer Produkte zu vermarkten.
An der Eröffnungssitzung der neuen Legislatur gilt es Formales abzuwickeln. Das Wahlprocedere ist mit einer Prise Spannung, von Wartezeiten und selten von Überraschungen geprägt. Wir freuten uns natürlich, dass gleich sechs neue SP-Kantonsrät:innen, nämlich Alessandra Biondi, Kenny Gerber, Sandrine Nikolic-Fuss, Ursi Senn-Bieri, Traudi Schönegger und Marion Sontheim das Amtsgelübde ablegten und nun mit ihren politischen Kompetenzen unsere Fraktion bereichern.
Sarah Nobs als Ersatzmitglied Obergericht erhielt von unserem Vizefraktionspräsidenten, Christian Koch, zum Amtsgelübde einen Blumenstrauss.
Nicht nur für Sonja Wiesmann war das Amtsgelübde als neu gewählte Regierungsrätin mit Emotionen verbunden, auch Denise Neuweiler war gerührt. Der Alterspräsident wünscht den beiden Regierungsrätinnen eine umsichtige und nachhaltig geprägte Führung, in der Freudiges überwiegen soll.
Gewählt wurde Peter Bühler mit 116 Stimmen zum Grossratspräsident. Nun übernimmt er die Sitzungsführung für ein Jahr. Sitzung für Sitzung sich einzusetzen für die Menschen im Thurgau, dazu wurden wir gewählt, auch in hitzigen Debatten dürfen wir dies nicht vergessen.
Die Verabschiedung der Regierungsrätinnen Monika Knill und Cornelia Komposch standen zum Schluss der Sitzung auf der Traktandenliste. Die Verdienste dieser beiden verdienten Frauen zu würdigen, stand dem frisch gewählten Ratspräsidenten zu.
Gemeinsam tragen wir eine grosse Verantwortung, so Monika Knill, die nach 16 Jahren als Regierungsrätin die Konkordanz, den Konsens und Kompromissbereitschaft zur Weiterentwicklung erwähnt. Sie hofft, das brachliegende Potential noch ausgebaut wird und sich der Thurgau dabei weiterentwickelt. Insbesondere erwähnt sie, dass zu einem modernen Thurgau auch sanierte Museen gehören. Sie wünscht, dass Parlament und Regierung gemeinsam Wege für die früchtebringenden Entwicklungen im Thurgau finden kann.
Beim Abschied unserer SP-Regierungsrätin Cornelia Komposch blieben die Nastüechli nicht in unserem Hosensack. Cornelia hat 9 Jahre lang das Justizdepartement umsichtig und mit viel Herzblut geführt. Nebst Polizei, Feuerwehr und Militär war sie für Einbürgerungen und auch die Bewältigung der Pandemie zuständig. Weitere vielseitige Geschäfte waren in ihrem Departement zu bewältigen. Ihre offene, bürgernahe Herzlichkeit zeichneten sie besonders aus.
Es sei auch an ihr Danke zu sagen, dass sie dieses hohe Amt im Namen der Bevölkerung hätte ausführen dürfen. Ihr Alltag als Regierungsrätin sei vollgepackt gewesen mit Geschäften und vielen Begegnungen mit wertvollen Menschen. Es waren verschiedene Zeiten mit Höhen und Tiefen, schöne Erfolgen wie z.B. das Frühfranzösisch und die Aufstockung des Polizeikorps. Prägende Anlässe war die Vertretung als Gastkanton an der Landsgemeinde Appenzell, der OLMA und am Fete de Vignerions.
Die grösste Herausforderung in ihrer Amtszeit war aus ihrer Sicht die Bewältigung der Pandemie. Die verschiedenen Meinungen in einem Kompromiss zum Schutz der Bevölkerung herauszukristallisieren sei herausfordernd gewesen, habe letztendlich aber das Gremien zusammengeschweisst. Sie dankt ihrem Mitarbeitenden und den Führungskräften für das engagierte loyale Miteinander. Sie weist darauf hin, dass wir als Arbeitgeberin (und meint damit auch die Kantonsrät:innen) die Verantwortung als faire Institution für das Wohl der Mitarbeitenden im Kanton übernehmen.
Ihr Appell geht an uns als Kantonsrät:innen auch aus Fehlern lernen, offenen aufeinander zugehen und so Entscheidungen gemeinsam finden können.
Ihr Dank geht an die Partei und auch an ihre Familienangehörigen für die Unterstützung Der Abschied fällt ihr nicht leicht.
Sie endet ihre Rede mit einem Gedicht von Hermann Hesse:
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
22.05.2024/ Edith Wohlfender